Die Salzachklinik hatte kürzlich zum Vortrag „Aktiv im Leben – Schonende OP-Verfahren für künstliche Hüft- und Kniegelenke“ eingeladen und die Resonanz war beeindruckend. Bis auf den letzten Platz war der Mehrzweckraum in der Salzachklinik mit mehr als 85 Besuchern gefüllt. Die Orthopäden Dr. Thomas Demhartner und Dr. Heinrich Mühlhofer, die über die Gemeinschaftspraxis KOMMEDICO auch an der Salzachklinik praktizieren, teilten sich die Themenbereiche Hüfte und Knie auf.
Schonende Hüft-OPs sind heute Standard
Dr. Demhartner startete mit dem Thema Hüftgelenksersatz und erklärte anschaulich, wie eine Endoprothetik der Hüfte mit minimal-invasiver OP erfolgt. Hier habe sich in den letzten 25 Jahren unheimlich viel verändert. Mit rund 400 Hüft-OPs im Jahr ist Dr. Demhartner einer der erfahrensten Operateure. Er führte aus, dass im Gegensatz zu früher ein Hüftgelenksersatz heute meist nicht mehr einzementiert wird. Stattdessen verwendet man sog. Mini-Hip-Prothesen, die in neun verschiedenen Größen individuell für jeden Patienten verfügbar sind. Bei der OP liegt der Patient auf dem Rücken. Es erfolgt ein nur 6 cm langer Schnitt, das Hüftgelenk wird freigelegt. Der Operateur bringt einen Wundschutzring an, der zusammen mit um den Schenkelhals angebrachten Haken dafür sorgt, dass das OP-Gebiet trotz des kleinen Schnittes gut zugänglich ist. Mittels Laser wird die Hüfte vermessen und ein 3-D-Druck der Hüftpfanne erstellt. Anschließend berechnet eine Software die passende Größe der Prothese und die optimale Positionierung, wobei individuell für jeden Patienten die natürliche Beckenneigung berücksichtigt wird. Mithilfe von Lasermarkierungen und Bildschirm-Simulation positioniert der Arzt die künstliche Pfanne. Nun wird die dornförmige Kurzschaftprothese (Länge ca. 11 cm) zwischen Sehnen und Muskeln hindurchgeschoben und in den Knochen eingebracht. Der Vorteil dieser schonenden Methode ist, dass weder Sehnen noch Muskeln verletzt werden und die Knochenmasse nur an den Rand gedrückt wird, sodass rund um den Schaft etwa 2 cm Knochenmasse zur Stabilisation verbleiben. Durch die minimalinvasive OP mit einer Länge von nur 35 Minuten wird nur wenig Narkosemittel benötigt. Blutkonserven sind heute so gut wie gar nicht mehr erforderlich. Anschließend bleibt der Patient 3 bis 4 Tage stationär, soll aber schon am ersten Tag aufstehen. Für 10 bis 14 Tage darf mit Krücken etwa mit der Hälfte des Körpergewichts belastet werden. Die Fäden werden zwischen dem 10. und 12. Tag nach der OP entfernt. Dr. Demhartner betonte, dass es heute durchaus möglich ist, bei Bedarf zwei Hüften gleichzeitig oder nur um ein paar Tage versetzt einzusetzen. Im Anschluss an seinen Vortrag nahm sich der Mediziner dann noch Zeit, die Fragen der Zuhörer zu beantworten. Eine dieser Fragen lautete: „Wie lange hält eine Hüftprothese“. Dr. Demhartner antwortete darauf: „Heute ist es möglich, auch bei jüngeren Patienten eine künstliche Hüfte einzusetzen, weil eine Kurzschaftprothese mindestens 20 bis 25 Jahre hält. Nach dieser Zeit kann eine längere Normalschaftprothese eingesetzt werden und als letzte Option besteht die Möglichkeit, anschließend noch eine weitere Prothese einzuzementieren.“
Fridolfing setzt aktuell als einzige Klinik im Landkreis modernste Robotik zur Unterstützung bei Kniegelenksersatz ein
Im zweiten Teil des Vortrags ergriff der Orthopäde Dr. Mühlhofer das Wort und informierte einleitend über die Gründe und Auswirkungen von Arthrose im Knie. Er betonte, dass sich Arthrose nicht heilen lässt, deshalb sei es wichtig vorzubeugen. Das mache man am besten damit, dass man Übergewicht vermeidet, sich regelmäßig und viel bewegt und zwar am besten mit knieschonenden Sportarten wie Schwimmen und Radfahren. Außerdem können Medikamente zur Schmerzlinderung und Entzündungshemmer, Bandagen, Umstellungsorthesen sowie Schuheinlagen die Symptome lindern. Hyaluronspritzen bewirken zwar keinen Knorpelaufbau, aber sie sorgen dafür, dass sich der noch vorhandene Knorpel langsamer abbaut und bremsen die Entzündung im Gelenk. Grundsätzlich betonte der Orthopäde, dass es sinnvoll sei, vor einer OP alle konservativen Therapien zu versuchen. Wenn letztlich eine OP notwendig ist, stehen unterschiedliche Implantate zur Verfügung. Je nach Krankheitsbild und Bedarf erfolgt ein Teilersatz des Knies mit einem sog. Monoschlitten oder es wird ein sog. Doppelschlitten eingesetzt. Die OP bei einer Knieprothese dauert etwa 75 Minuten. Der Erfolg dieser OP hängt u. a. davon ab, dass die Außen- und Innenbänder im Zusammenspiel mit dem künstlichen Gelenk die optimale Spannung haben. Dabei arbeitet Dr. Mühlhofer bei seinen rund 250 jährlichen Knie-OPs am liebsten mit der modernen OP-Robotik an der Salzachklinik. Auf einem Bildschirm zeichnet der Roboter eine Bandspannungskurve und zeigt live während der OP an, wie straff die Bänder innen und außen gespannt sind und wie die Spannung verändert werden muss, um optimal zu sein. „So erreichen wir hervorragende Ergebnisse“, betonte Dr. Mühlhofer und ergänzt: „Wichtig ist aber auch die richtige Nachbehandlung. Eine Ruhigstellung ist bei einer Kniegelenksprothese nämlich völlig fehl am Platz. Im Gegenteil: Eine Frühmobilisierung ist hier sehr wichtig! Schon am ersten Tag müsse aufgestanden und der Fuß vollständig belastet werden. Krücken dienen lediglich zur Stabilisierung. Nach fünf bis sieben Tagen stationären Aufenthalts wird eine 2-4-wöchige Reha empfohlen. Hier ist Dr. Mühlhofer der Meinung, dass eine ambulante Reha oft gar nicht schlecht sei, weil hier meist mehr Anwendungen durchgeführt werden. Jeder seiner Patienten erhalte für drei Wochen eine sog. Bewegungsschiene. In diese wird das operierte Bein eingelegt und maschinell die Beugung trainiert – und zwar bis zu fünfmal am Tag. Nur so wird schnellstmöglich ein 110 Grad-Beugung erreicht, die man z. B. braucht, um Fahrrad zu fahren. Ziel ist lt. Dr. Mühlhofer ein „vergessenes Knie, d. h. dass es dem Patienten so gut geht, dass er gar nicht mehr daran denkt, dass sein Kniegelenkt künstlich ist.