60 Tage Bereitschaftspraxis in der Salzachklinik

Ein Interview mit Dr. Hüller:

Frage: Wie ist die Entwicklung der Besucherzahlen der Bereitschaftspraxis in der Salzachklinik in Fridolfing? 
Dr. Hüller: Wir versorgen derzeit ca. 30-60 Patienten pro Wochenende. Ich rechne mit einem weiteren Anstieg der Patientenzahlen.


Frage: Wie ist das Engagement der Ärzte für die Bereitschaftspraxis?
Dr. Hüller: Die Hausärzte der Region, die sich an der Bereitschaftspraxis beteiligen, versorgen tageweise den Dienst in der Salzachklinik. Dabei stehen ihnen jeweils zwei medizinische Fachangestellte zur Seite. Bei schwereren Erkrankungen könnten die Patienten stationär oder vom Notarzt versorgt werden.


Frage: Wie schätzen Sie die Bekanntheit der neuen Bereitschaftspraxis in der Region?
Dr. Hüller: Der Bekanntheitsgrad der Bereitschaftspraxis lässt sich sicherlich steigern. Bis die Praxis richtig bekannt ist, rechne ich mit einem Jahr.


Frage: Wo liegt das Potenzial der Bereitschaftsklinik?
Dr. Hüller: Wir bieten an Samstagen, Sonntagen und Feiertagen einen festen Anlaufpunkt, an dem zu festen Zeiten immer kompetente Ärzte bereitstehen. Die diagnostischen Möglichkeiten in der Salzachklinik sind deutlich besser als in den Hausarztpraxen der niedergelassenen Kollegen. Die Zusammenarbeit der Ärzte im Rupertiwinkel wird verbessert. 


Frage: Wie besonders sind die medizinischen Möglichkeiten der Bereitschaftspraxis durch den Standort der Praxis in der Salzachklinik?
Dr. Hüller: In der Salzachklinik steht Röntgen, Labor und Ultraschall zur Verfügung. Schwer kranke Patienten können umgehend aufgenommen werden. Ein Notarzt ist ebenso vor Ort.


Frage: Wie sehen Sie die zukünftige Entwicklung der Bereitschaftspraxis?
Dr. Hüller: Ich hoffe, dass die Patientenzahlen noch zunehmen und die Akzeptanz in der Bevölkerung und bei allen Ärzten in der Region weiter steigt. Solang sich immer genügend kompetente und freundliche Kollegen für die Bereitschaftspraxis zur Verfügung stellen, wird sie sich sicherlich positiv entwickeln. Die Nachbarregionen sehen bereits hochinteressiert auf unser innovatives Modell, um es ggf. an anderen Standorten ebenfalls einzurichten.


Frage: Die neue Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) will nun die Fachärzte bezuschussen, um die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu sichern. Wie sehen Sie diesen Aspekt?
Dr. Hüller: Eine Bezuschussung durch die Politik halte ich eigentlich für den falschen Weg. Es stehen viele Milliarden für das Gesundheitswesen zur Verfügung. Die Politik sollte eher für ein besseres Gesundheitswesen sorgen und damit die hausärztliche Versorgung auf dem Land finanziell sicherstellen. Unser derzeitiges Gesundheitswesen ist mehr als krank, viele Gesundheitspolitiker glänzen durch Inkompetenz. Förderprogramme dienen mehr als Beruhigungspille für die Wähler, als das sie das Gesundheitswesen am Land voranbringen.

Die Staatsregierung hatte für eine bessere ärztliche Versorgung auf dem Land bereits in der vergangenen Legislaturperiode drei Dinge beschlossen:

  • einen Zuschuss für die Übernahme von Arztpraxen in ländlichen Gebieten mit wenig jungen Ärzten
  • Stipendien von 300 Euro monatlich für Medizinstudenten
  • Förderungen „innovativer Versorgungskonzepte“


Frage: Spüren Sie schon einen Aufschwung der jungen Ärzte in der Region?
Dr. Hüller: Bisher ist mir nicht mal ein Hauch von Aufschwung begegnet. Die neue Generation von Medizinstudenten und jungen Ärzten wird sich nicht mit derartigen Köderprogrammen aufs Land locken lassen. Der Arztberuf muss wieder freier und unabhängiger von den Vorgaben der Kassen werden. Die Bürokratie durch Kassenärztliche Vereinigung, Kassen und Juristen muss dringend zurückgedrängt werden, wenn unser Beruf wieder Spaß machen soll. Nur dann werden junge Kollegen auch wieder mit Engagement die Versorgung im ländlichen Raum übernehmen.