Interview mit Frau Sinzinger bezüglich des Coronavirus

"Wir sind gerüstet"

Mindestens 50 Coronatests in Salzachklinik Fridolfing durchgeführt – Klinikleitung hofft auf Lockerung der Bürokratie

Fridolfing. Jeden Tag erhöht sie sich, die Zahl der Corona-Infizierten in Bayern. Noch bevor der Virus in der Region richtig Fuß fassen konnte, wurden in den heimischen Krankenhäusern bereits Vorkehrungen getroffen. Elisabeth Sinzinger leitet die Salzachklinik in Fridolfing. Sie hat mit der Heimatzeitung über die derzeitige Situation in der Klinik, die Anzahl der bestätigten Fälle und über personelle Engpässe gesprochen. 

 

Frau Sinzinger, wie stellt sich die derzeitige Situation in der Salzachklinik Fridolfing dar?

Elisabeth Sinzinger: Wir haben in den letzten Wochen alle Vorbereitungen getroffen, um für den "Ernstfall" gerüstet zu sein. Das Personal arbeitet in zwei Teams, Team A und Team B, die untereinander keine direkten Kontakte haben. Bei Erkrankung in einem der Teams, steht das zweite Team zur Verfügung. Derzeit werden im isolierten Bereich der Salzachklinik zwei bestätigte Corona-Fälle und fünf Verdachtsfälle unter Einhaltung aller Sicherheits- und Hygienevorschriften behandelt. 

 

In Fridolfing werden auch die Tests zum Coronavirus durchgeführt. Wie viele waren es bislang? Wie viele waren davon positiv?

Sinzinger: Wir haben insgesamt bestimmt bereits an die 50 Tests durchgeführt. Aufgrund der Vielzahl von Untersuchungen sind die Labore überlastet und uns liegen noch nicht alle Ergebnisse vor. 

 

Wenn jemand bekannte Symptome, Schnupfen, Halsweh oder sogar Atembeschwerden hat: Kann er daraufhin einfach in die Salzachklinik kommen und einen Test machen lassen?

Sinzinger: Nein! Wir bitten die Betroffenen mit den genannten Symptomen darum, immer zuerst telefonisch den Hausarzt zu kontaktieren oder, wenn dieser nicht erreichbar ist, die Nummer 116 117 zu wählen. 

 

Wie steht es in Ihrem Haus um den Bestand von Schutzkleidung und Masken?

Sinzinger: Derzeit haben wir noch ausreichend Schutzanzüge, FFP2-Masken und Desinfektionsmittel. Wir sind aber stets bemüht, für Nachschub zu sorgen.

 

Kommt es zu personellen Engpässen oder extremen Arbeitsbedingungen oder sind die Arbeitsbedingungen in Fridolfing derzeit noch entspannter als andernorts?

Sinzinger: Wir haben bereits einige Quarantänefälle im Personalbereich. Darauf waren wir vorbereitet und haben deshalb zum Beispiel schon frühzeitig eine Urlaubssperre ausgesprochen. Unser Personal ist höchst motiviert und unterstützt sich gegenseitig. Dafür bin ich als Klinikleitung natürlich sehr dankbar. Die Klinik und die Gemeinde Fridolfing als Träger arbeiten eng und sehr kooperativ zusammen. Unter anderem helfen beispielsweise Kindergartenpersonal und Reinigungskräfte aus anderen Bereichen bereits jetzt im nichtmedizinischen Dienst mit. Vorsorglich starten wir aber auch einen Aufruf.

 

Wie viele Beatmungsgeräte hat die Salzachklinik und wie viele davon sind belegt?

Sinzinger: Die Salzachklinik ist generell nicht für Intensivbehandlung ausgerichtet. Bei Bedarf verlegen wir die Patienten in ein Krankenhaus mit einer höheren Versorgungsstufe. 

 

Fühlt sich die Salzachklinik seitens des Gesundheitsministeriums und der Regierung von Bayern sowie des Bundes gut vertreten und unterstützt?

Sinzinger: Das Krisenmanagement vor allem der Bayerischen Staatsregierung ist gut. Nur der bürokratische Aufwand des Abrechnungssystems sollte meines Erachtens in einer solchen Krise ausgesetzt werden. Hier gibt es sicher noch Klärungs-, beziehungsweise Regelungsbedarf. 

 

Gibt es räumliche Änderungen wie eine provisorische Quarantänestation, um andere Patienten nicht zu gefährden?

Sinzinger: Ja es gibt eine Isolierstation. Vor den Zimmern gibt es Schleusen zum Umziehen, damit die Patienten medizinisch und pflegerisch bestens versorgt werden können. 

 

Welche Vorsichtsmaßnahmen werden generell getroffen?

Sinzinger: Die Eingangstüren der Klinik sind verschlossen. Wir haben eine Eingangskontrolle, bei der jeder gescreent wird. Außerdem gibt es derzeit keine Besuchszeiten. Das gesamte Personal arbeitet entsprechend den hygienischen Richtlinien des Robert-Koch-Instituts. Durch die abgesonderte Isolierstation hat das Personal weder Kontakt zu anderen Patienten noch zu Kolleginnen und Kollegen. 

 

Rechnen Sie mit einem größeren Ansturm und ist die Salzachklinik dafür gerüstet oder müssen weitere Vorkehrungen getroffen werden?

Sinzinger: Wir gehen davon aus, dass der Höhepunkt der Pandemie noch nicht erreicht ist, aber wir sind gerüstet und stellen uns selbstverständlich und flexibel der Situation. 

 

Interview: Ralf Enzensberger | Heimatzeitung